Lange ging man davon aus, dass Tiere Schmerzen weniger intensiv fühlen wie wir Menschen. Grund dieser Annahme ist sicher die Tatsache, dass diese uns nicht sagen können, dass sie Schmerzen haben. Stattdessen zeigen sie, durch ihr Verhalten auf unterschiedliche Weise, dass sie etwas plagt. Daher ist es für dich sehr wichtig deinen Hund genau zu beobachten.

Zunächst aber 3 wichtige Fakten!

Hunde simulieren nicht
Jeder Hund empfindet und äußert Schmerzen auf unterschiedliche Weise
Höre auf dein Bauchgefühl

Unterschieden wird zwischen akuten und chronischen Schmerzen.

Welche Ursachen haben akute Schmerzen?

Der akute Schmerz ist meist die Folge einer äußeren Verletzung oder inneren Gewebeschädigungen. Zu den äußeren Verletzungen zählen Schnittwunden, Quetschungen oder auch Bisswunden.

Auch Schäden am Bewegungsapparat, wie bei einem Bandscheibenvorfall oder Kreuzbandriss, können akute Schmerzen verursachen.

Zusammengefasst kann man den akuten Schmerz wie folgt beschreiben:

er ist zeitlich begrenzt
die Ursache ist meist bekannt
er dient als Warnsignal um den Körper vor weiteren Schäden zu schützen
er klingt in der Regel von selbst ab, sobald die auslösende Ursache geheilt und beseitigt worden ist

Folgende Anzeichen deuten auf akute Schmerzen hin:

Aufjaulen, Winseln
Stärkeres Hecheln
Schonhaltung, Humpeln
Unruhe
Appetitlosigkeit

Welche Ursachen haben chronische Schmerzen?

Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn Schmerzen länger als 3 Monate andauernd und die Behandlung der Verletzung oder Krankheit bereits abgeschlossen ist.

Anhaltende Schmerzreize lassen die Nervenzellen mit der Zeit empfindlicher reagieren, wodurch die Schmerzschwelle sinkt. Die Nervenzellen können Schmerzsignale an das zentrale Nervensystem senden, obwohl die ursprüngliche Schmerzursache (z. B. eine Verletzung) schon längst abgeheilt ist.

Das heißt, auch Hunde entwickeln ein Schmerzgedächtnis. Sie nehmen geringste Schmerzreize oder sogar Berührungen als Schmerzen wahr. Es tut also weh, obwohl es keine Ursache mehr dafür gibt.

Nun befindet sich der Körper in erhöhter Alarmbereitschaft. Dadurch wird die Ausschüttung der Glückshormone Dopamin und Serotonin herabgesetzt, was zu Antriebslosigkeit und Depressionen führt. Die Folge sind Verhaltensänderungen, Stress- und Angstsymptome.

Zusammengefasst kann man den chronischen Schmerz wie folgt beschreiben:

Dauerschmerz
oftmals liegt keine klare Ursache für den Schmerz mehr vor
wird diffus und kann sich zu einem eigenen Krankheitsbild entwickeln

Folgende Anzeichen deuten auf chronischen Schmerzen hin:

Belecken oder Beknabbern der Gliedmaße
Erhöhtes Ruhebedürfnis
Unrundes oder steifes Gangbild, humpeln, Krallen schleifen
Anlaufschwierigkeit
Verweigert Treppen steigen, Sprünge oder bestimmte Bewegungen
Spaziergänge werden kürzer und dein Hund benötigt Pausen
Das Fell deines Hundes hat sich verändert
Dein Hund zeigt eine innere Unruhe
Das Sozialverhalten hat sich verändert, plötzlich auftretende Ängste, Aggressionen o. ä.

Wichtig ist zu erwähnen, dass unsere Hunde Schmerzen sehr lange vor uns verbergen. Zum einen wäre er früher in freier Wildbahn für andere angreifbar gewesen, zum anderen möchte der Hund uns gefallen. Demzufolge wird ein Schmerz lange kompensiert.

Doch um Schmerzen zu „verstecken“, muss der Hund eine Schonhaltung einnehmen. Durch diese werden wiederum andere Bereiche überlastet. So kommt es zu einem Schmerzkreislauf und infolgedessen einem neuen und diffusen Krankheitsbild.

Man kann sich leicht vorstellen, wie schwierig es für Tierärzte und Tierphysiotherapeuten ist, die eigentliche und ursprüngliche Krankheitsursache zu finden. Aus diesen Gründen, ist eine erfolgreiche Schmerztherapie bei Hunden mit chronischen Erkrankungen von enormer Bedeutung.

Aber wie handele ich wenn mein Hund Schmerzen hat?

Diesem Thema widmen wir uns im nächsten Blog.

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